Jazz ist tot
25. Mai, 2021 um 15:59 Uhr,
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Ich glaube an improvisierte Musik. Die Veröffentlichungen vom nachtfahrer-Label passen am besten unter den Begriff Jazz. Ich weiß aber auch, dass diese Bezeichnung Kassengift ist. Weltweit ist Jazz im Musikmarkt das Genre mit dem kleinsten Anteil (<2%), schrumpfend, geprägt nur von Wiederveröffentlichungen bekannter Künstler aus den 50er/60er-Jahren. Das aber ist die geschäftliche Seite. Die musikalische Seite ist die Spannendere. Es gibt kein "amtlich", keine Regeln, keine Rezepte wie in der Popmusik. Jazz ist so vielfältig wie viele von uns die Welt gerne hätten. Warum hören die meisten Leute dann Mainstream? Weil die Medien es wollen? Nein, es heißt Musikgeschäft - Betonung auf dem zweiten Hauptwort "Geschäft". Die normale Plattenindustrie macht Musik wie andere Industrie Autos. Die sehen heute auch alle gleich aus und riechen auch so. Die Autozeitschriften und -TV-Formate feiern die immer gleichen Autos, die Kunden akzeptieren das als Trend und dann ist das fertig. Das ist Tütensuppe. Warm, geschmacklich neutral, funktioniert. Musikredakteure sind ein Teil des Marktes, nicht einmal ein Problem. Die Spotify-Playlisten sind ein Produkt wie ein Autokatalog. Unabhängige Artist-Label wie nachtfahrer sind wie heimliche Garagen, in denen andere Autos entstehen. Diese Freiheit haben Industriemitarbeiter nicht, nicht die Künstler, die Produzenten, die Streamingdienste. Label wie nachtfahrer nutzen nur die gleichen Autobahnen wie die Industrie (spotify, Tidal), einige Straßen (Radio, TV) bleiben uns verschlossen. Die Idee aber ist völlige Freiheit - auch vom Zuhörer. Es ist nicht wichtig, ob das einer hört - das ist die erste Befreiung von der Industrie, die erste Regel der Kunst. Es gibt auch keine Selbstvermarktung, weil Markt ist eben immer Industrie. Hier ist es auch keine Nische - Artist-Label sind Kunst = Musik. Wir sind keine Marktnische, wir sind kein Markt. Es ist Leidenschaft - und dann ist es auch wieder Jazz.